Kommen Kinder mit Lernherausforderungen zu mir, frage ich die Eltern auch, ob ihr Kind gekrabbelt ist. Doch was hat das eine mit dem anderen zu tun?

Krabbeln = Lernen!

Was viele nicht wissen: das Krabbeln (und nicht das Laufen) ist der Abschluss einer langen Bewegungsentwicklung.

Ca. 9 Monate bereitet sich ein Baby darauf vor, dass es krabbeln kann. Es beginnt sich zu drehen, zu rotieren, aufzurichten, bis es endlich im Vierfüßler steht, wippt – und irgendwann tatsächlich vorwärts kommt.

Was muss ein Kind alles bringen, damit es krabbeln kann?

Oder, wie wir Kinesiologen sagen: was muss „integriert“ sein?

  •  frühere Bewegungsmuster wie zum Beispiel die Interrotation, das Aufsetzen, Aufrichten, die Kopfdrehung…
  • das Überkreuzmuster: linkes Bein und rechter Arm bewegen sich gleichzeitig…
  • wichtige frühkindliche Reflexe!
    die meisten Reflexe haben einen Bezug zum Krabbeln. Vor allem die tonischen Reflexe (ATNR, STNR, TLR) sind wichtig. Diese werden übrigens auch als „Lern-Reflexe“ bezeichnet
  • die beiden Gehirnhälften müssen zusammen arbeiten – vernetzt sein

Doch was ist, wenn ein Kind nicht gekrabbelt ist?

Lässt ein Kind das Krabbeln aus, ist das ein Hinweis darauf, dass einige dieser Fähigkeiten nicht integriert sind. Das Kind kann nicht darauf zurück greifen bzw. aufbauen.

Zum Beispiel haben Kinder, die sich einseitig vorwärts ziehen,  im Gehirn das Überkreuzmuster nicht integriert. Und das merkt man später auch beim Lernen.

Denn wichtig ist zu wissen: die Natur hat so genannte sensible Phasen in den Entwicklungsprozess eingebaut. Das bedeutet: die sensible Phase fürs Krabbeln ist um den 9. Lebensmonat herum (plus/minus 2-3 Monate natürlich). In diesen Phasen ist unser Körper und unser Nervensystem besonders offen für genau diesen Entwicklungsprozess. Es „wächst“ sich also nicht von allein aus.

Was bedeutet es fürs Lernen, wenn ein Kind nicht gekrabbelt ist?

  • Hier lohnt es sich, genauer hinzuschauen:
  • Ist das Überkreuzmuster integriert? Also kann das Kind zum Beispiel im Überkreuzmuster vorwärts kriechen – oder zieht es sich nur einseitig vorwärts?
  • Wie sieht es mit den frühkindlichen Reflexen aus?
  • Wie verlief die frühkindliche Bewegungsentwicklung insgesamt?

Für das spätere „schulische“ Lernen benötigt man diese Fähigkeiten:

  • Gehirnhälften, die zusammen arbeiten
  • integrierte Reflexe als Voraussetzung für feinere Bewegungen
  • das Überkreuzmuster im Körper

Was kann man tun?

  • Kinder im Krabbelalter, die nicht krabbeln „wollen“, kann man direkt unterstützen: zum Beispiel mit geführten Überkreuzbewegungen und weiteren Brain-Gym-Übungen – um das Überkreuzmuster zu verankern
  • Kinder im Krabbelalter mehrere Monate zum Krabbeln animieren
  • Kinder im Krabbelalter nicht mit Lauflernhilfen zum Laufen animieren, sondern warten, bis sie selbst bereit dazu sind, aufzustehen und zu laufen
Überkreuzbewegung

Brain-Gym mit Überkreuzbewegung

  • Kinder im Kita- und Schulalter unterstützen bei:
    – der Reflexintegration
    – der frühkindlichen Motorik, so dass im Gehirn die Bewegungsabläufe klar sind,
    – der Vernetzung im Gehirn.

Die geeigneten Kinesiologie-Richtungen sind hierfür vor allem Brain-Gym (Gehirngymnastik) und die Entwicklungskinesiologie .

In diesen Kursen erfährst du mehr darüber, was du tun kannst, wenn dein Kind wichtige frühkindliche Entwicklungsschritte ausgelassen hat und zum Beispiel Reflexe noch aktiv sind:

Kurstermine